In 8 Schritte deinen Lehmputz innen richtig auftragen

2023-03-15 15:17:00 / Kommentare 0
In 8 Schritte deinen Lehmputz innen richtig auftragen - Lehmputz innen auftragen in 8 Schritten

In diesem Blogartikel erkläre ich dir anhand von 8 Schritten, wie du deinen Lehmputz erfolgreich an die Wand bekommst – natürlich möglichst ohne Risse. Falls du dich fragst, wer hier schreibt: Mein Name ist Bernd Digeser, ich bin staatlich geprüfter Bautechniker und Gründer vom Naturbaustoffhaus. Einige kennen mich sicherlich bereits aus YouTube. Vielleicht hättest du auch gerne Lehm in deinem Haus und bist jetzt auf die Idee gekommen, Lehmputz innen an deine Wand aufzutragen. Herzlichen Glückwunsch, mit diesem Blogartikel gehst du schon mal einen ersten und sehr wichtigen Schritt. Denn es gibt bei Lehmputze einiges zu beachten und sicherlich möchtest du auch dafür Sorge tragen, dass du den Lehmputz richtig und möglichst ohne Risse aufträgst. Hier erfährst du, wie du überhaupt anfangen kannst, welches Werkzeug du benötigst und welche Arbeitsschritte es gibt. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Vorhaben. 

Inhaltsverzeichnis:
Das Werkzeug
8 wichtige Schritte
Tipps von Bernd gegen Risse


Das Werkzeug:
Mörtelkübel oder anderes großes Gefäß
Mörtelrührer
Flächenspachtel
Glättkelle
eventuell Schaufel
Sprühflasche
Schwamm
Filzscheiben
Lehmputz
Wasser

Auf alle Fälle benötigst du ein großes Gefäß, zum Beispiel einen Mörtelkübel sowie einen Mörtelrührer, eine Flächenspachtel und eine Glättkelle. Verarbeitest du sehr viel Lehmputz, dann eignet sich auch eine Schaufel, um das Material in den Mortelkübel zu schaufeln, ansonsten kannst du das aber auch mit deiner Kelle tun. Bei Lehmputze ist es wichtig die mechanische Arbeit korrekt auszuführen. Um den Lehm an- und umzurühren empfehle ich einen Mörtelrührer. So kannst du ideal Wasser und Lehm untereinander mischen und zusammenbringen. Darüber hinaus kannst du auch mit einem Schwamm arbeiten, da komme ich aber später noch genauer dazu. Mit Filzscheiben kannst du die Oberfläche am Ende filzen. Dadurch kann der Schluffanteil des Lehms etwas herausgeholt werden und es wird eine schöne, glatte und beständige Oberfläche hergestellt.

8 wichtige Schritte

Jetzt erfährst du wie du in 8 Schritten ideal Lehmputz innen auftragen kannst und dabei Rissbildungen bestmöglich vermeidest.

1. Richtigen Lehmputz auswählen
Als Erstes solltest du einen Lehm-Unterputz nehmen. Wir verkaufen in unserem Naturbaustoffhaus verschiedene Lehm-Unterputze von verschiedenen Firmen vgl. hier

2. Untergrund vorbereiten
Es ist wichtig abzuklären welcher Untergrund vorliegt. Mit einem gipshaltigen Untergrund wird es beispielsweise eher schwierig, denn Lehm und Gips passen nicht so wirklich zusammen. Hier kann man mit dem HP 14 Haft-Kalkputz als Untergrundvorbereitung arbeiten. Diesen einfach gezahnt auf die Gipsfläche aufbringen und anschließend könnt ihr mit Lehmputz normal weiterarbeiten.
Habt ihr den puren Stein, zum Beispiel einen Ziegelstein, dann ist das optimal. Hier könnt ihr direkt mit dem Lehmputz drauf. Der Untergrund sollte fest, tragfähig und frei von Schmutz und Staub sein. Die Fläche muss trocken sein, saugende Untergründe muss man anfeuchten.

3. Lehmputz und Wasser mischen
Der Lehmputz wird mit dem Wasser angerührt. Wie viel Wasser du benötigst kannst du im Normalfall auf der Verpackung nachlesen. Achte bitte unbedingt auf das richtige Verhältnis und verwende dafür die Hersteller Angaben. Arbeite am Besten mit Hilfe einer Waage, dann kann nichts schief gehen. Du verrührst Lehmputz und Wasser mit deinem Mörtelrührer und gehst dann am Besten einen Kaffee trinken – mein persönlicher Geheimtipp. Lehmputz sollte nie angerührt und direkt unmittelbar an die Wand gebracht werden, nein, bitte lasst den Lehmputz unbedingt etwas stehen. Der Lehmputz wird umso besser, wenn ihr ihn 15-30 Minuten stehen lasst. Das nennt man einmauken. So können alle Zuschlagstoffe, welche im Lehm enthalten sind, Wasser ziehen. Nach diesem sogenannten Einmauken, nach diesem Stehen lassen, unbedingt alles noch einmal umrühren. Solltet ihr dann merken, dass der Lehm noch zu zäh ist und sich schlecht umrühren lässt, dann könnt ihr noch mal etwas Wasser dazu geben. Nicht zu viel, am Besten nur einen Schuss Wassser. Der Lehmputz sollte am Ende des Prozesses schön plastisch sein. Er sollte, wenn ihr ihn auf eure Kelle macht, nicht herunterlaufen, sondern schön auf der Kelle stehen. 

4. Lehmputz mit Kelle und Spachtel auftragen
Im nächsten Schritt kann der Lehm dann an die Wand gebracht werden. Ihr könnt ungefähr mit einer Lehmstärke von ca. 12 mm arbeiten, bei der ersten Schicht Lehm-Unterputz

5. Lehmputz sauber abziehen
Im ersten Arbeitsgang zieht ihr erst einmal ordentlich den Lehm mit eurer Kelle ab. Dabei habt ihr hier euren ganz persönlichen Gestaltungsspielraum. Manche mögen es picobello, andere arbeiten mehr organisch und es darf ruhig auch ein bisschen Struktur in der Wand drin sein. Das ist Geschmackssache. Beim Abziehen bitte immer mit viel Kraft arbeiten. Lehmputz wird immer auch mit viel Kraft an die Wand gebracht. Für euer Ergebnis ist es wichtig, dass die Lehmplättchen im Lehm auch zusammengedrückt werden. 

6. Lehmputz gut trocknen lassen
Wenn ihr alles aufgetragen und abgezogen habt, dann heißt es: Lehmputz gut trocknen lassen. Dabei sind 3 Dinge wichtig: Luft, Luft und nochmals Luft. Ich kann es nicht genug betonen, es ist enorm wichtig, gut zu lüften. Das Trocknen kann mehrere Tage dauern, es kann 3-4 Tage gehen, es kann aber auch eine ganze Woche dauern. Das ist wirklich sehr individuell. Es hängt auch von der Jahreszeit ab und der Stärke des Auftrages. Die erste Schicht des Lehmputzes darf durchreißen. Also hier wird es Risse geben. Nur in der letzten Schichte sollten keine Risse mehr vorkommen

7. Optional weitere Lagen Lehmputz auftragen
Natürlich könnt ihr das Ergebnis so lassen, wenn es euch gefällt, es gibt hier keine Regel, man muss keine 3, 4, oder 5 Schichten aufbringen. Vielleicht habt ihr erst einmal etwas mehr Wasser reingemischt, um eine gute Haftung zu erreichen. Dadurch kann es natürlich auch eher zur Rissbildung kommen, das Wasser trocknet ja wieder raus. Dann ist es natürlich praktisch, wenn ihr nochmal eine dünne Schicht Lehm auftragt. Wie geht das? Wenn ihr nochmal eine Schicht Lehmputz auftragen möchtet, dann ist es sehr wichtig, wieder vorzunässen. Man sollte nie auf den trockenen Lehmputz Lehm auftragen. Ganz wichtig. Ihr könnt beispielsweise mit einem Schwamm vornässen. Oder auch zum Beispiel mit einem Pinsel. Oder einem Sprüher. So habt ihr eine gute Kontaktfläche. 

8. Lehmputz abfilzen
Der letzte Schritt beim Lehmputz verarbeiten ist das Abfilzen des Lehmputzes.

Tipps von Bernd gegen Risse:

Besorgt euch am Besten nicht direkt eine Riesenmenge an Lehmputz sondern kauft euch erst 1-2 Säcke und probiert das Ganze erst einmal an einer Wand aus. Ich hoffe, dass euch das Lehmputz verarbeiten genau so viel Freude bereitet wie mir. 
Bezüglich Wasser / Lehm Verhältnis bzw. Wasser / Ton Verhältnis: Unterputz ist immer fetter, bedeutet er hat immer mehr Tonanteil drin, als beispielsweise ein Oberputz. Deswegen klebt er auch mehr. Wenn ich die erste Lage aufbringe, dann kann ich ohne Probleme ein bisschen mehr Wasser rein tun, denn das Wasser trocknet physikalisch komplett aus. Das ist anders als beispielsweise beim Kalkputz! Alles Wasser was ihr rein tut, geht wieder komplett raus. Wenn ihr viel Wasser rein tut, dann habt ihr einen schönen, plastischen Lehm, den ihr gut auftragen könnt und der auch gut schluffig ist. Aber da das ganze Wasser ja wieder rausgeht, führt es natürlich eher zur Rissbildung. Mehr Wasser führt also zu mehr Rissbildung. Daher: Bei der ersten Schicht kann ich mir mehr Wasser gut erlauben, bei der zweiten Schicht passe ich genau mit dem Wasserverhältnis auf und gebe nicht zu viel Wasser hinein. Apropos Risse: Bitte verdichtet bzw. verscheibt die Oberfläche gut ab. Man sagt auch: "Im eigenen Saft". Also führt beim Abscheiben nicht zu viel Wasser dazu, es soll stattdessen im eigenen Saft abreiben. Dann den Schwamm oder das Schwammbrett wieder auswaschen und wieder abreiben. Und immer daran denken: Mit viel Druck arbeiten. So macht Lehmputz verarbeiten Spaß. Ich bin überzeugt davon, probiert es am Besten selbst aus.

Ich hoffe ich konnte euch dabei etwas unterstützen. Ich freue mich davon zu hören, wenn auch ihr mit Lehm arbeitet. Beste Grüße, euer Bernd.